Ludesch
Gemeinde baut 100%tig nachhaltigen DorfmittelpunktHintergund
Die Gemeinde Ludesch mit ihren rund 3300 Einwohnern befindet sich im äußersten Osten Österreichs in dem Bundesland Vorarlberg. Lange Zeit galt Ludesch als "Salatschüssel" des Landes, denn der Gemüseanbau florierte dank des guten Bodens und der sonnigen Lage prächtig. Die hervorragende wirtschaftliche Situation des Ortes, zog viele neue Bewwohner in die Gemeinde, so dass es bald vonnöten war, die Infrastruktur auszubauen. Dabei setzen die Ludescher seit Anfang der neunziger Jahre konsequent auf Umweltschutz. So auch beim Bau eines neuen Gemeindezentrums.
Gebäudedetails
Gebäudetyp |
Verwaltungs- und kulturelles Gebäude |
Baujahr / Nutzfläche / Betriebszeit |
Das Gebäude wurde 2004/05 gebaut und stellt eine Nutzfläche von 3135 m² zur Verfügung. Die Betribszeit erstreckt sich von 07.00 - 24.00 Uhr, was den Öffnungszeiten der Gastwirtschaft entspricht. |
Gemeindezentrum Ludesch
Installierte Heizungs- und Kühlungssysteme |
- 5 Lüftungsanlagen pumpen stets Luft durch sämtliche Räume, um eine konstante, angenehme Raumtemperatur zu erhalten.
Herzstück der Energieversorgung, die Lüftungsanlagen
Abwärme der Gastronomieküche wird genutzt
Thermische Solaranlage auf dem Dach deren produzierte Energie durch Latentspeicher gespeichert wird
Konstante Temperatur des Grundwassers wird im Winter zum Erwärmen und im Sommer zur Kühlung der Luft genutzt
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Energieprofil / CO2-Emissionen |
Das Gemeindezentrum in Ludesch wurde nach dem Passivhausstandard gebaut und hat somit ein optimales Energieprofil und niedrigste CO2-Emissionen. Doch auch schon während der Bauphase wurde darauf geachtet, dass die eingesetzten Baumaterialien mit möglichst wenig Energieeinsatz produziert wurden. |
Projektbeschreibung
Ziele |
Ein erstes Ziel, das den Bau des Gemeindezentrums begleitet hat, ist, dass sich ein sozialer Treffpunkt Ludeschs entwickeln sollte. Die Gemeinde ist als Straßendorf gewachsen und hatte somit aus ihrer Geschichte heraus keinen Ortsmittelpunkt, an dem sich die Bewohner treffen und austauschen konnten. Mit dem Bau des Gemeindezentrums sah man nun endlich die Chance den fehlenden Mittelpunkt errichten zu können.
Weiterhin bekannte sich Ludesch schon Anfang der neunziger Jahre zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung, so dass ein weiteres Ziel, die Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Neubaus, eingehalten werden sollte.
Als dritte Vorgabe für den Bau des Gemeindezentrums wurde beschlossen, dass die Kosten für den ökologischen Standard des Gebäudes die normalen Kosten eines solchen Baus nicht übermäßig übersteigen dürfen.
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Schlüsselaspekte |
Nachhaltigkeit
Der Neubau des Gemeindezentrums in Ludesch wurde auf Grundlage des ökologischen Bauleitfadens des Vorarlberger Umweltverbandes errichtet. Dies hatte zur Folge, dass nachhaltiges Bauen in allen Bereichen konsequent durchgesetzt worden ist.
Als Hauptbaustoff wurde das Holz der Weißtanne genutzt. Es ist äußerst witterungsbeständiges, sehr fest und statisch belastbar. Ein weiterer Vorteil der Verwendung der Weißtanne ist ihr Vorhandensein vor Ort. Es ist ein im Vorarlberg heimischer Baum, womit lange Transportwege des Baumaterials erspart blieben und die Nachhaltigkeit des Projektes in zweifacher Hinsicht gewährt wurde.
Als umweltfreundliche Baumaterialien wurden weiterhin Schafwolle zur Isolierung, Hanf statt Mineralwolle, Zellulose anstelle von Steinwolle und PVC-freie Baustoffe im Tiefbau eingesetzt. Außerdem wurde auf die Einharzung des Betons verzichtet.
Auch nachhaltige Energieerzeugung fehlt bei dem ehrgeizigen Projekt nicht. Auf dem 350m² großem Dach des neuen Ludescher Dorfplatzes wurden Photovoltaik-Zellen platziert, welche im Jahr rund 16.000 kWh Strom erzeugen.
Teil der PV-Anlage
Belüftung
Im Gemeindezentrum befinden sich 5 Lüftungsanlagen, die die Temperaturregelung im gesamten Gebäude übernehmen. Sie halten trotz der unterschiedlichen Nutzung der diversen Räume stets eine konstante Raumtemperatur. Dazu wurde der Komplex in 4 Energiezonen eingeteilt.
Die Belüftung von Innenräumen hat allerdings oft den entscheidenden Nachteil, dass die Luftfeuchtigkeit der Räume zu niedrig ist. Dies kann Kopfschmerzen, Probleme der Atemwege und Konzentratinsschwächen zur Folge haben. Aus diesem Grund wird im Gemeindezntrum Ludesch besonderes Augenmerk auf eine optimale Luftfeuchtigkeit in allen Räumlichkeiten gelegt. Dafür ist in den Lüftungsanlagen eine automatische Luftbefeuchtung installiert, die alle Räume mit optimaler Feuchtigkeit versorgt.
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Warum dieses Beispiel ein Shining Example ist |
Die o.g. ehrgeizigen Ziele des Vorhabens sind zur Zufriedenheit aller Beteiligten erfüllt worden.
Dies stellt ein einzigartiges Beispiel an Innovation dar. Es zeigt für das Bundesland Vorarlberg, dass die Mehrkosten wegen des hohen ökologischen Standards aufgrund der geringen Betriebskosten und der hohen Förderungssummen vernachlässigbar sind. Somit dient es als ein großes Vorbild für weitere ökologische Bauvorhaben dieser Art in der Region.
Doch nicht nur rein rechnerisch ist das Gemeindezentrum ein großer Erfolg. Auch die Interssen der Nutzer des Gebäudes sind zufriedengestellt worden, so dass sich der Komplex eines regen Treibens erfeuen kann.
Kinder bei ihrem Besuch in der Bibliothek
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Kosten & Nutzen
Kosten & Finanzierung |
Die Gesamtkosten des Baus belaufen sich auf 5,9 Mio Euro. Davon sind 1,9 % Mehrkosten für die Umsetzung des Ökoleitfadens Bau zu veranschlagen. In Zahlen betragen die Mehrkosten der ökologischen Maßnahmen 438.590,70 Euro.
Das Land förderte den Neubau mit insgesamt 1,2 Mio Euro sogenannten Bedarfszuweisungen.
Weiterhin kamen Förderungsgelder aus dem Forschungsprojekt "Haus der Zukunft". In diesem Rahmen wurde ein Betrag von 256.000 Euro bereitgestellt.
Außerdem konnte die Gemeinde die 20%tige Umsatzsteuer durch die Gründung der "Gemeinde Ludesch Immobilienverwaltungs GmbH und CoKeg" einsparen. Auch die Mieteinnahmen der vermieteten Flächen tragen nun zur Finanzierung des Projektes bei, so dass der Gemeinde für den aufgenommen Kredit ein monatlicher Rückzahlungsbetrag von 15.000 Euro bleibt.
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Nutzen |
Das Projekt wurde am 24.10.2005 mit dem „Energy Globe Vorarlberg“ ausgezeichnet.
Finanzieller Nutzen
Die laufenden Betriebskosten wurden durch die spezielle Bauweise auf ein Minimum reduziert.
Weiterhin erzielt die gemeinde jährliche Einnahmen durch die Solaranlage von 11.000 Euro.
Auch die unmittelbare Umgebung von Ludesch profitierte von dem Projekt. Es wurde eine regionale Wertschöpfung durch Anheuerung regionaler Unternehmen für den gesamten Bauprozess geschaffen.
Sozialer Nutzen
Das Dorf hat nach jahrelangem Fehlen endlich einen neuen Mittelpunkt. Das Gemeindezentrum ist Treffpunkt für Jung und Alt. Hier können die Bürger ihre behördlichen Angelegenheiten regeln, in die Bibliothek gehen, einem der zahlreichen Freizeitvereine beiwohnen oder einfach nur im gemütlichen Café einen Plausch halten.
Dieses Pilotprojekt läd des Weiteren zu zahlreichen Exkursion interessierter leute ein und trägt somit einen Teil dazu bei, dass der Bekanntheitsgrad des Ortes weiter zunimmt.
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Details der Partnerschaft
Partner und ihre Rollen |
Die Verantwortlichen des Bauprojektes sehen alle Personen als ihre Partner an, die in irgendeiner Hinsicht an der Errichtung des Hauses beteiligt waren. Sie haben ihre Arbeit zur vollsten Zufriedenheit ihrer Auftraggeber ausgeführt. Hier soll noch einmal die Gelegenheit genutzt werden, allen Partnern für die tadellose Zusammenarbeit zu danken. |
Empfehlungen
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Als anfängliche Schwierigkeit stellte sich die Skepsis der Dorfbewohner und Handwerker heraus.
Sämtliche Handwerker wurden deshalb vor Baubeginn zu einer Informationsveranstaltung geladen, um die skeptische Haltung gegenüber der streng ökologischen Bauweise abzubauen. Der Abend war ein voller Erfolg und mit dem "Ökoleitfaden Bau" hatten die Handwerker ein hervorragendes Werkzeug zur Hand, um sich an die Arbeit zu machen.
Die Verantwortlichen des Projektes empfehlen in jedem Fall eine solche Informationsveranstaltung für alle Beteiligten, da es trotz der schlechten Umweltlage dennoch nicht selbstverständlich ist, ökologisch zu bauen.
Die Bürger von Ludesch sind durch den problemlosen Bauprozess und die gute Nutzungsmöglichkeit im Alltag auch von dem Erfolg ihres Gemeindezentrums überzeugt.
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